KLIMA UND WALD: WAS WOLLEN WIR ALS GESELLSCHAFT VON DEN WÄLDERN DER ZUKUNFT?

Die heimischen Wälder leiden unter dem menschengemachten Klimawandel. Höhere Temperaturen und weniger Wasser setzen vielen Baumarten zu, Schädlingsbefall und Krankheiten können die Folge sein. Die Natur hilft sich selbst, und ihr wird geholfen – durch andere Baumarten, niedrigeren Wuchs oder Änderungen in der Struktur der Wälder. Umgekehrt entziehen Bäume der Atmosphäre das klimaschädliche CO2 und speichern es für Jahrzehnte – sei es im Wald selbst oder in Form von alternativen Bau- oder Heizmaterialen.
 

 

„Wälder sind Alleskönner“, sagt Dr. Axel Albrecht, stellvertretender Leiter des Forstamts: „Damit sie auch im Klimawandel erhalten bleiben und uns Menschen ihre wichtigen Leistungen zur Verfügung stellen, müssen wir uns gut überlegen, wie eine verantwortungsvolle, ausgewogene Zielsetzung aussieht.“ Dabei spannt der habilitierte Forstwissenschaftler den Bogen von der Biodiversität über den „Freizeitraum Wald“ bis hin zur umweltethischen Frage, ob denn die Wälder immer einen Zweck für die Menschen erfüllen müssen.
 

„Unsere Wälder sind in erster Linie Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen“, so Albrecht. „Die Artenvielfalt, aber auch die Vielfalt der Gene und der Landschaften, gehören zur Biodiversität, also der Vielfalt des Lebendigen.“ Wie wichtig diese Vielfalt sei, habe man schon lange vor dem Klimawandel gewusst – ihrer Erhaltung komme nun allerdings eine zentrale Rolle zu, weil sie ein wichtiges Prinzip der allgemeinen Zukunftsvorsorge sei.
 

„Auch für uns Menschen ist der Wald ein Stück Lebensraum. Vor allem ist er ein wichtiger Erholungsort, insbesondere in unserer dichtbesiedelten mitteleuropäischen Landschaft,“ betont der Forstfachmann. Ob Wanderung, Sport, Pilze suchen oder einfach ein Spaziergang: „Während Corona haben wir gemerkt, wie wichtig der Wald ist.“
 

Wälder dienen auch dem Broterwerb
 

Für einen kleinen Teil der Bevölkerung sichert der Wald das Einkommen: „Wälder gehören jemandem“, wie Axel Albrecht es formuliert. Vor allem die privaten Waldbesitzenden – im Enzkreis sind etwa sieben Prozent der Waldfläche in Privatbesitz – erzielen in vielen Fällen Einkünfte aus der nachhaltigen Bewirtschaftung. Wälder gehören aber auch Kommunen, dem Land oder dem Bund. Sie beschäftigen Forstleute, die die Entwicklung und Bewirtschaftung von Wäldern professionell begleiten.
 

Für zahlreiche Betriebe liefern Wirtschaftswälder den Rohstoff Holz – in Deutschland nachhaltig erzeugt. „Die gesamte Branche darf sich rühmen, einen erneuerbaren Rohstoff zu verwenden, häufig mit regionaler Herkunft“, wie Albrecht sagt. Eine umweltgerechte und nachhaltige Nutzung von Holz aus heimischen Wäldern habe somit auch im Klimawandel einen berechtigten Platz, vor allem wenn dies positive Klimaschutzeffekte erzeuge.
 

„Zu den altbekannten Funktionen sind in den letzten Jahren noch ein paar dazugekommen: Klimaschutz und Klimaanpassung zum Beispiel“, wie Axel Albrecht ausführt. Sein Fazit: „Es gilt, die Wälder der Zukunft ausgewogen an der Vielfalt von Funktionen und Zielen auszurichten und gute Kompromisse zu finden, denn einige der Ziele konkurrieren miteinander.“ Davon unabhängig könne man fragen, ob die Wälder überhaupt immer einen Zweck erfüllen müssten: „Die Naturschutzgesetze ermöglichen einen Schutz allein zur Erhaltung von Eigenart und Schönheit.“ Aber auch die liege ja wiederum im Auge des Betrachters – des Menschen also.

 

(enz)

Engagiert und kompetent erläutert Dr. Axel Albrecht bei Waldspaziergängen, welche Folgen Klimawandel in den heimischen Wäldern haben können.
© Axel Albrecht
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