ZAHL DER WILDUNFÄLLE IM ENZKREIS NIMMT ZU - WILDTIERBEAUFTRAGTER BITTET GERADE NACH DER ZEITUMSTELLUNG UM EINE ANGEPASSTE FAHRWEISE

Deutschlandweit passiert statistisch gesehen alle 90 Sekunden ein Wildunfall, in Baden-Württemberg alle 20 Minuten. „Auch im Enzkreis werden pro Jahr etwa 550 Unfälle, an denen ein Reh, Wildschwein oder Rotwild beteiligt ist, gemeldet. Dabei beobachten wir seit einiger Zeit eine steigende Tendenz. Außerdem müssen wir von einer hohen Dunkelziffer ausgehen“, berichtet Bernhard Brenneis, der beim Forstamt als Wildtierbeauftragter tätig ist.
 

Neben dem Leid der Tiere und dem Blechschaden am Fahrzeug haben diese Unfälle oft auch für Menschen dramatische Folgen: Im Jahr 2021 beispielsweise haben nach Angaben der Versicherungswirtschaft bei Wildunfällen bundesweit 9 Menschen ihr Leben verloren, 2663 wurden verletzt, davon 526 schwer.
 

„Gerade in der Morgen- und Abenddämmerung, speziell in den Monaten April und Mai und insbesondere im Übergangsbereich zwischen Wald und Wiesen ist die Gefahr eines Wildunfalls erfahrungsgemäß besonders hoch“, betont der Fachmann. Die frische Äsung – bildlich gesprochen also das „Esszimmer“ der Tiere – an Straßen und Böschungen ziehe das Wild geradezu magisch an. Beim Weg dahin oder zurück in die so genannten Einstände – also zum „Wohn- und Schlafzimmer“ – überqueren viele Wildtiere die Straße und werden dabei nicht selten „erwischt“.
 

„Jedes fünfte Reh wird nicht vom Jäger erlegt, sondern stirbt auf der Straße. Hinzu kommen noch unzählige Füchse, Dachse, Steinmarder, Feldhasen, Igel und Amphibien, die beim Überqueren der Fahrbahn ihr Leben lassen“, so Brenneis weiter, der die steigenden Unfallzahlen unter anderem auch darauf zurückführt, dass sich die Lebensräume der Wildtiere und das immer dichter werdende Straßennetz – 85 Prozent der Wildunfälle passieren auf Landstraßen – zunehmend überschneiden. Auch die Zeitumstellung erhöhe das Unfallrisiko, da sich der Berufsverkehr um eine Stunde nach vorne geschoben hat – also genau in den Zeitraum, in dem Wildtiere häufig die Straßen queren.
 

„Deshalb bitte ich alle Verkehrsteilnehmer, in den betreffenden Gebieten umsichtig und mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren, bremsbereit zu sein und Wildwechsel-Schilder ernst zu nehmen“, appelliert der Enzkreis-Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung, Holger Nickel. „Falls ein Tier die Straße überqueren sollte, versuchen Sie bitte nicht, großräumig auszuweichen, sondern halten Sie das Lenkrad fest und bremsen Sie nach Möglichkeit. Sollte sich ein Zusammenprall dennoch nicht verhindern lassen, sichern Sie bitte unbedingt die Unfallstelle ab und verständigen Sie die Polizei.“ (enz)

Foto: Enzkreis, B. Brenneis
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